Der Entstehung des Ortes Heidmoor geht eine lange, langsame Entwicklung voraus. Sie begann eigentlich mit dem großen Waldbrand, der 1911 in der Försterei Hasselbusch – Lutzhorn ausbrach und trotz des Einsatzes von etlichen Kompanien Soldaten und vielen Feuerwehren nicht gelöscht werden konnte. Was übriggeblieben war, war eine riesige Brandfläche. Der Wald und somit auch die Brandfläche von 1200 ha gehörten der Preußischen Forstverwaltung. Die Forstverwaltung ließ die Brandfläche aufräumen, denn ein großer Teil des angekohlten Holzes war noch zu benutzen, vor allen Dingen als Grubenholz. Eine Firma in Bad Bramstedt wurde mit der Räumung beauftragt. Menschen, Pferde und Maulesel wurden in Baracken provisorisch untergebracht. Bis zum 7 km entfernten Bahnhof Lentföhrden wurde ein Feldbahngleis gelegt und nun begann ein emsiges Leben und Treiben. Grubenholz in vorgeschriebener Länge türmte sich zu Bergen in Lentföhrden auf dem Bahnhofsvorplatz auf, denn von dort aus wurde es verladen und kam ins Ruhrgebiet. Der Transport bis zum Bahnhof erfolgte per Feldbahn. Die Feldbahn-Loren wurden von Pferden und Mauleseln gezogen. Der Verbrauch an Pferden war sehr groß, so dass man sich der zäheren und genügsameren Maulesel bediente.
1915, während des 1. Weltkrieges, trat eine Wandlung ein. Die Kriegsgefangenen mussten untergebracht und beschäftigt werden. Man trug sich mit dem Gedanken, teils der Not gehorchend, durch Kultivierung Land zu gewinnen. Die Brandfläche mit den angrenzenden Mooren (Grootmoor und Hockenseemoor zus. 500 ha) sollten in Ackerland und Weideflächen umgewandelt werden. Die zur Verfügung stehende Gesamtfläche betrug 1700 ha. Die Domänenverwaltung des preußischen Landwirtschaftsministeriums nahm die Sache in Angriff. Es wurden drei große Kriegsgefangenenlager gebaut. Alles Holzbaracken in Serienbau. Eines am Ortsausgang von Lentföhrden in Richtung des späteren Heidmoor mit der Bezeichnung Lager I. Das zweite Lager 7 km landeinwärts, in westlicher Richtung, dort wo später das Versuchsgut entstand. Das dritte Lager 3 km nördlich davon in Richtung Mönkloh.
Auf den Brandflächen wurden die Aufräumungsarbeiten fortgesetzt und gleichzeitig wurde im Grootmoor mit der Entwässerungsarbeit begonnen. Die Struktur der beiden Moore war sehr unterschiedlich. Während das Grootmoor, ca. 90 % der gesamten Moorfläche, ein ausgesprochenes Hochmoor war, in der Mitte eine Mächtigkeit von 18 Metern besaß und an den Rändern bis auf drei Meter auslief, handelt es sich bei dem Hockenseemoor (die restlichen 10%) um ein Übergangs- und Niederungsmoor. Die Randparzellen wurden schon zur Zeit der Verkoppelung, um das Jahr 1800, den Bauern der umliegenden Dörfer zur Torfgewinnung überlassen. Die ersten Entwässerungsmaßnahmen hatten keinen Bestand. Ein breiter Kanal, welcher von West nach Ost durch das Moor gegraben wurde, schlämmte in kurzer Zeit wieder zu.
Dass das ganze Projekt nicht nur eine Augenblicksangelegenheit sein sollte, nur um Kriegsgefangene zu beschäftigen, ging daraus hervor, dass man schon 1915 auf allen drei Betriebsstellen je drei massive Häuser im Niedersachsenstil erbaute.
Von Erschließungsarbeiten, welche man bei einem so großen Projekt wohl das Erste sein müssten, kannte man damals wohl noch nichts. Das Baumaterial wurde mit Pferdefuhrwerken bis Lentföhrden und von dort auch wieder mit der Feldbahn an die Baustellen gebracht. Sämtliche Steine kamen von der Ziegelei Hagen. Wieviel einfacher wäre ein Transport gewesen, wenn man damals schon feste Straßen gehabt hätte.
Der erste Weltkrieg ging zu Ende, und die Kriegsgefangenen wurden in ihre Heimat zurück transportiert, die Wachmannschaften wurden entlassen. Um das einmal begonnene Kultivierungsprojekt zu vollenden, musste man notgedrungen auf Zivilgefangene zurückgreifen. Da außer dem oben genannten Projekt, so z.B. das Himmelmoor bei Quickborn, das Hohenfelder Königsmoor bei Dauenhof, das Dätgenermoor bei Nortorf, welche auch von der gleichen Administration verwaltet wurden und noch verschiedene Moore im Kreis Rendsburg, nördlich der Eider, für Kultivierungszwecke in Angriff genommen wurden, reichten natürlich die Gefangenen der Schleswig-holsteinischen Strafanstalten nicht aus, um alle Betriebe mit Arbeitskräften zu versorgen. Aus Luckau, Lichtenburg, Görlitz, Wohlau, Celle und den übrigen Anstalten wurden die Außenarbeitsstellen beschickt. Es wurden ausnahmslos Zuchthausgefangene beschäftigt. Je eins der massiven Gebäude wurde ausbruchssicher hergestellt. Je 80 Mann und die entsprechende Anzahl Aufsichtspersonal wurden auf jeder der drei Betriebsstellen untergebracht. Verwaltungsmäßig unterstanden die Strafgefangenenlager der Strafanstalt Rendsburg. Was 1915 überstürzt in Angriff genommen wurde, sollte ab 1918 planmäßig vollendet werden. In Russland war der Bolschewismus an die Macht gekommen. Der Krieg war zwar beendet, aber das Baltikum war in Gefahr, vom Kommunismus überflutet zu werden. Freiwillige wurden angeworben, um die kommunistische Gefahr abzuwenden. Den Freiwilligen wurde eine Existenz versprochen, den Landwirten darunter eine Siedlung. Es waren aber keine vorhanden, sondern sie mussten erst geschaffen werden. Auf diese Weise kamen dann 1920 die ersten Siedlungsanwärter nach dem heutigen Heidmoor. Es wurden zwei Siedlungsgenossenschaften gegründet, auf der Betriebsstelle Lager II die Siedlungsgenossenschaft „Kurland“ und auf der Betriebsstelle Lager III die Siedlungsgenossenschaft „Livland“. Federführende Genossenschaftsvorsteher waren ehemalige Offiziere. Sie hielten engen Kontakt mit der Domänenverwaltung und hatten dafür zu sorgen, dass jeder eine Siedlung erhielt. Bis dahin waren alle, der größte Teil noch unverheiratet, in Baracken untergebracht. Sie mussten beim Aufbau der Siedlungen in Gemeinschaftsarbeit helfen.
1921 war die erste Siedlung bezugsfertig. Der einzelne Besitz war ca. 25 ha groß. Die volle Ernte wurde auf dem Halm übergeben. Lebendes und totes Inventar wurde zur Verfügung gestellt. Die Gebäude waren allerdings so klein wie heute eine kleine Nebenerwerbssiedlung. Die Erträge waren so gering, dass davon keine Familie leben konnte. Es gab im wahrsten Sinne des Wortes viel Steine und wenig Brot. Vieh konnte nur in begrenzter Zahl gehalten werden und für das bisschen Getreide war keine Scheune vorhanden. Die ersten Häuser waren mit Spitzdach versehen. Um mehr Bodenraum zu gewinnen, baute man versuchsweise einige Häuser mit sogenannten Hallendächern. Heu für das Vieh musste zugekauft werden, weil noch nicht genügend Weideland zur Verfügung stand. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse konnten nur unter schwierigsten Verhältnissen an den Markt gebracht werden, denn die Wege, sofern man diese überhaupt als solche bezeichnen konnte, waren grundlos. Jeder bahnte sich einen eigenen Weg durch die Heide. Wenn der Pastor aus Kaltenkirchen seine Seelen mi Siedlungsgebiet aufsuchen wollte, musste er das längste Stück des Weges zu Fuß gehen. Die Entfernung von der ersten bis zur letzten Siedlung betrug ca. 6 km. Die Kultivierungsarbeiten gingen indes nun planmäßig weiter. Von allen drei Betriebsstellen wurde jetzt systematisch die Entwässerung des Moores vorgenommen. Über offene Vorfluter, drainierte Sammler und Sauger wurde das Wasser abgeleitet. Sämtliche Gräben wurden von Menschenhand ausgehoben. Für den Feldbahnbetrieb wurden nun Benzollokomotiven angeschafft. Es begann der Wegebau mi Moor, und sämtliche neu angelegten Wege wurden mit Kies besandet. Man hat heute kaum noch eine Vorstellung davon, wieviel cbm Kies dafür benötigt wurden. Während die ersten Weiden mit der Hand mittels Motorhacken saatfertig gemacht worden waren, kamen später Großmaschinen zum Einsatz. Landbaumotoren, Moorwalzen und später auch Dampfpflüge wurden für die Moorkultivierung verwendet. Sämtliche Maschinen hatten Verbreiterungen an den Rädern von ca. 1 Meter. Des Öfteren kamen Kommissionen aus Berlin vom Ministerium und von der Regierung in Schleswig, um die Betriebe und die Kultivierungsarbeiten zu besichtigen. Nicht zu jeder Jahreszeit waren die Wege mit Kutschwagen passierbar; es wurde deshalb in Eigenbau eigens für diesen Zweck ein sogenannter Salonwagen gebaut. Er enthielt 8 Sitzplätze und einen offenen Peron und wurde von einer Lokomotive gezogen. Eine Weide nach der anderen wurde fertig und auch auf den Mineralflächen ging das Stubbenroden und Pflügen unentwegt weiter. Das viele im Boden verbliebene Wurzelwerk und die vielen Steine erschwerten das Pflügen sehr, deshalb wurden rumänische Zugochsen angeschafft. Was die Pferde nicht schafften, mussten die Ochsen besorgen. Für Menschen und Zugvieh gab es keine massiven Unterkünfte. Alles war in Baracken untergebracht. Die Zugochsen wurden dann allmählich ersetzt durch Traktoren und es wurden Weidetiere angeschafft. Die Weidetiere wurden im Frühjahr angekauft und nach dem Abtrieb im Herbst wieder verkauft. Heu für die Siedler brauchte auch nicht mehr gekauft werden, weil jetzt jeder seine eigenen Wiesen hatte. Anfangs war das Moor noch so weich und die Grasnarbe noch nicht dicht genug, so dass man das geworbene Heu mit sogenannten Heutragen bis zum besandeten Moorweg tragen musste. Erst viel später konnte man die Wiesen mit Pferdefuhrwerken befahren. Wagen mit breiten Gummireifen gab es anfangs noch nicht. Die eisenbereiften Wagenräder mussten mit Verbreiterungen versehen werden. Selbst die Pferde konnten das Moor nur mit sogenannten Moorschuhen betreten. Es waren einfache, dem Huf angepasste Bretter, welche als Verbreiterung unter die Hufe geschnallt wurden. Weil die Siedler mitsamt ihren Familien auf ihren Höfen mit Arbeit voll ausgelastet waren, mussten von der Administration immer mehr Landarbeiter herangezogen werden. Eine Schule musste erstellt werden und wurde wie vieles andere in einer Baracke auf der Betriebsstelle I untergebracht.
Im Jahre 1924 wurde in einem Waldstück, welches vom Brand verschont geblieben war, eine neue massive Schule mit Lehrerdienstwohnung erbaut. Zur Schule gehörten je 1ha Acker- und Weideland als Dienstland für den jeweiligen Lehrer, um ihm eine eigene Viehhaltung zu ermöglichen. Die ersten Lehrer blieben jedoch nur kurze Zeit, weil ihnen die Naturverbundenheit fehlte. Der dritte Lehrer sah in seinem Beruf nicht nur eine dankbare Aufgabe, sondern war außerdem passierter Jäger und Heger, er hat die Schule über 40 Jahre bis zu seiner Pensionierung geleitet. Das Dienstland hat er allerdings nie selbst genutzt, sondern immer in Pacht gegeben. Der Schule wurden außerdem noch 10 ha Wald zur Nutzung und eine Moorfläche zur Torfgewinnung beigegeben. Weil ursprünglich geplant war, die gesamten Flächen aufzusiedeln, wurde auch daran gedacht, einen eigenen Friedhof anzulegen. In der Nähe der Schule wurde dafür eine Fläche ausgewiesen. Diesen Plan ließ man wieder fallen. Später hat man beschlossen, ein Rest Gut in der Größe von reichlich 600 ha in eigener Bewirtschaftung der Preußischen Domänenverwaltung bestehen zu lassen. Nach und nach entstanden bis 1924 zwischen der Betriebsstelle Lager I und der Kieler Straße 11 und bei der Betriebsstelle III 16 Rentengüter.
1921 kam noch eine weitere Siedlungsgenossenschaft dazu, und zwar „Die neue Heimat“. Aus ihr gingen allerdings nur zwei Betriebe hervor, die an dem Weg nach Lentföhrden liegen, aber noch unweit der Betriebsstelle Lager I. Die beiden Gebäude wurden im Eigenbau unter Leitung eines Baumeisters von der Administration erstellt. Für die Außenwände wurden aus Schlacke und Zement in besonderen Formen Winkelplatten hergestellt. Die Platten wurden so aufeinander gemauert, dass Hohlräume entstanden, welche mit Schlacke ausgefüllt wurden. Die ganze Bauweise ähnelt der heutigen Bauweise mit Hohlblockziegeln. Für die Zwischenwände wurden Zementsteine verwendet, welche auch im eigenen Betrieb hergestellt wurden. Eine Maschine mit 10 Formen, die man mit der Hand bedienen musste, stand dafür zur Verfügung. Ebenso wurden auch die Dachziegel in einer Form mit der Hand gestrichen. An demselben Weg wurden dann noch mit Unterstützung des Kulturamtes 5 Sogenannte Heimstätten Siedlungen gebaut. Diese entsprechen den heutigen Nebenerwerbssiedlungen. Jeder Heimstätten Siedlung wurde eine kleine Fläche Ackerland und ein sich anschließendes Stück unkultiviertes Moor beigelegt. Das Moor wurde den Siedlern zwecks Kultivierung später wieder enteignet mit der Einräumung des Rückkaufrechtes nach vollzogener Kultivierung. Einige Siedler haben von diesem Recht auch Gebrauch gemacht.
Inzwischen hatte sich eine gewaltige Strukturwandlung sowohl was die Flora wie auch die Fauna betrifft, vollzogen. Was früher Wald war mit viel Hochwild, war Ackerland geworden, und das Niederwild breitete sich mehr und mehr aus. Regenpfeifer und sonstige Schnepfenarten, welche vorher in Scharen das Moor besiedelten, sind fast ausgestorben.
Bis 1927 hatte man noch nicht an einen Straßenbau gedacht. Es war oftmals so, dass sich die Bauern, wenn sie mit ihren Gespannen in der Dunkelheit nach Hause kamen, auf den Orientierungssinn ihrer Pferde verlassen mussten.
1927 wurde dann die erste Teilstrecke, ca. 500m, vom Ortsausgang Lentföhrden bis zum Lager I von der Administration als feste Straße ausgebaut. Die Beschaffung des Materials machte keine Schwierigkeiten, da alljährlich genügend Steine auf den Ackerflächen gesammelt wurden.
1928/29 wurde dann auch endlich aus Mitteln der produktiven Erwerbslosen-Fürsorge die Straße zur Betriebsstelle I in einer Länge von 6 km ausgebaut. Auch hierfür lieferte die Administration das Material. Die Arbeitskräfte waren ausschließlich Arbeitslose, die zum größten Teil aus Neumünster kamen. Ein schwerer Stein fiel allen Betroffenen vom Herzen, war doch der Weg, der unmittelbar vor den beiden Höfen der neuen Heimat durch ein kleines Wäldchen verlief, inzwischen so grundlos geworden, dass man zu einer Notmaßnahme greifen musste. In der Mitte des Weges wurde in einer Länge von etwa 200 Metern ein breiter Graben 2 Meter tief ausgehoben, dieser mit Fichtenstubben gefüllt und wieder mit Erde abgedeckt. Auf diese Weise hatte man eine Drainage geschaffen, die sich bis zum Bau einer festen Straße bestens bewährt hat.
1932 wurde der Rest des noch im Besitz der Administration befindlichen teils des Lagers I in drei Siedlungsstellen aufgeteilt. Diese Siedlungen waren 50 ha groß, und jeder Siedlung wurde eins der vorhandenen Gebäude im Niedersachsenstil zugeteilt.
Die Kreis- und Gemarkungsgrenzen in dem Siedlungsgebiet waren so ineinander verzahnt, dass es schwer war, dazwischen durchzufinden. Die Gemarkungen von Lentföhrden, Nützen, Kaltenkirchen, Langeln, Heede, Lutzhorn, Mönkloh, Weddelbrook usw. reichten in dieses Gebiet hinein. Die Kreise Segeberg, Pinneberg und Breitenburg stießen im Siedlungsgebiet Lager I aneinander. Der Berührungspunkt der drei Kreise deckt sich ungefähr mit dem der Herrschaft Breitenburg, der Grafschaft Rantzau und des Amtes Segeberg um 1837. Ein Granitstein mit der Jahreszahl und eingehauenen Buchstaben kennzeichneten noch diese Stelle unmittelbar am Gutshof. Der
Gutshof und eine in der Nähe liegende Siedlung hatten schon sehr früh den Charakter einer selbständigen Gemeinde und nannten sich Rest Gut Rantzau und gehörten zum Kreis Pinneberg. Es war ein Kuriosum, dass die Bewohner des Gutshofes täglich in den Kreis Segeberg mussten, um ihre Gärten zu bestellen und ihre Hühner zu füttern. Zwischen dem Hofgrundstück und den Gärten und den Stallungen der Bediensteten verlief die Grenze zwischen den Kreisen Pinneberg und Segeberg.
1933 wurde das Lager I aufgelöst. Zwei der im Niedersachsenstil erbauten Häuser mit je ca. 25 ha Weideland wurden an zwei Bauernsöhne aus Lentföhrden abgegeben. Zur Vervollständigung der
Siedlungen mussten die Väter von ihren Höfen das Ackerland dazugeben.
1935 -36 baute der Reichsarbeitsdienst im Zuge der Wegebaumaßnahmen die Straße von der Betriebsstelle Lager Il über Lager III bis nach Weddelbrook. Damit hat der Reichsarbeitsdienst sich ein Denkmal gesetzt. Zur Erinnerung an diese Maßnahme steht auf halbem Wege nach Weddelbrook ein Stein von einem Arbeitsdienstler behauen mit der Inschrift „Düs Stroot hebt wie mookt Reichsarbeitsdienst 1935-36″. Ein Jahr zuvor hat schon der freiwillige Arbeitsdienst einen Vorfluter südlich des Grootmoores in einer Länge von 3 km vertieft, verbreitert, und wo es nötig war die Ufer desselben befestigt. Auch aus Mitteln der produktiven Arbeitslosenfürsorge wurde als letzte Straßenbaumaßnahme nun auch noch die Straße von der Betriebsstelle Lager I bis nach Heidkaten – Langeln durchgeführt. Ungefähr alle Siedler wohnten jetzt im gesamten Siedlungsgebiet an einer festen Straße. Man hatte also im wahrsten Sinne des Wortes, was die Erschließungsmaßnahmen betrifft, das Pferd am Schwanze aufgezäumt.
Wenn auch die Kultivierungsarbeiten im Großen und Ganzen abgeschlossen und die Verkehrsverhältnisse in Ordnung waren, so blieb doch noch viel zu tun übrig. Es befand sich im Mineralboden ein Ortsteinhorizont in schwankender Tiefe und unterschiedlicher Mächtigkeit, welche stellenweise über die Zwei- Meter-Grenze geht. Mit Dampfpflügen hat man versucht, den Ortstein zu brechen. Dieses gelang aber nur auf Flächen, deren Ortsteinschicht nicht über eine Tiefe von 70 cm hinausging, so dass heute noch Flächen von 0,25-3 ha vorhanden sind, deren Ortsteinhorizont nicht zerstört ist. Diese Flächen sind gegen Nässe, wie auch gegen Trockenheit sehr empfindlich, so dass Witterungsschwankungen die Ertragssicherheit ausschlaggebend beeinflussen. 1935 wurde die Mooradministration Lager I an die Bundesversuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Kiel als Versuchsgut überlassen. Dem Institut für Milcherzeugung stand der gesamte Viehbestand für Versuchszwecke zur Verfügung. Es handelte sich um 80 Milchkühe, entsprechendes Jungvieh und ca. 400 Schweine. Es waren inzwischen auf der Administration massive Viehställe, ein Verwaltungsgebäude und mehrere Landarbeiterwohnungen erbaut worden. Dem Institut für Futterbau wurden für dauernde Versuchszwecke 15 ha Mineralfläche und 3 Ha Moorweiden zur Verfügung gestellt. Die übrigen Flächen wurden weiterhin intensiv bewirtschaftet.
Bis 1936 bildeten die Siedlungen und die staatliche Mooradministration den Gutsbezirk Rantzau. Da eine eigene Gemeinde nicht lebensfähig erschien, wurde durch Verfügung des Regierungspräsidenten der Gutsbezirk Rantzau aufgelöst und die Siedlung in drei Teile geteilt und diese den Gemeinden Weddelbrook, Nützen und Lentföhrden angegliedert. Es wurde ein neuer Schulverband gegründet. Der Gesamtschulverband kam durch Austausch mit der Mooradministration in den Besitz von 10 ha Ländereien (Wald, Ackerland, Moor und Heide). Das Ackerland entstammte einer abgebrannten und einer aufgegebenen Siedlung. Es wurde den anliegenden Siedlern verpachtet. Die Siedler erhielten vom Staat zinsverbilligte Kredite, um ihre Gebäude umzubauen und zu erweitern. Durch Fleiß und viel Mühe waren nun aus den Siedlungen gut fundierte Bauernhöfe geworden.
Als eines der ersten Bundesländer verabschiedete der Schleswig-Holsteinische Landtag am 27.02.1951 die Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein; sie ist – allerdings mit vielen in der Zwischenzeit erlassenen Änderungen – auch heute noch Grundlage unseres gemeindlichen Handelns.
Nach Gesetz der Landesregierung Schleswig-Holstein vom 10. Mai 1951, wird im Kreis Segeberg eine neue Gemeinde Heidmoor gebildet. Die Gemeinde umfasst Flächen aus den Kreisen
Segeberg und Pinneberg, und zwar: Den ehemaligen Restgutsbezirk Rantzau sowie Flächen der Gemeinden Heede und Lutzhorn im Kreise Pinneberg und Flächen der Gemeinden Weddelbrook, Lentföhrden, Nützen und Kaltenkirchen im Kreise Segeberg.
Aus Teilen der Gemeinde Weddelbrook gehörten nun 173 Einwohner, aus Nützen 17 Einwohner, aus Lentföhrden 37 Einwohner, sowie aus dem Kreis Pinneberg vom Gutsbezirk Rantzau 98 Einwohner zur Gemeinde Heidmoor. Aus den drei Pinneberger Gemeinden Heede, Langeln und Lutzhorn wurden Heidmoor nur Flächen zugewiesen.